3.4. Arbeit, Energie und Leistung

Arbeit

Verschiebt eine Kraft F einen Körper um eine Wegstrecke ds, so verrichtet sie mechanische Arbeit dW, mit:
dW (Skalarprodukt!)
Die Arbeit ist ein Skalar!
Einheit der Arbeit: 1 Nm = 1 kg× m2s-2 = 1 J (Joule)
Allgemein gilt für die Gesamtarbeit beim Verschieben um eine Wegstrecke zwischen zwei Punkten 1, 2:


 

Linienintegral 

(Bemerkung: Stehen  und  senkrecht aufeinander, so ist W = 0! Siehe skalares Produkt zweier Vektoren)

Leistung

Die Arbeit, die pro Zeitintervall verrichtet wird nennt man Leistung:
     (falls zeitunabhängig ist)

Die Leistung ist ein Skalar!
Einheit der Leistung: 1 J/s = 1 W (Watt)
(Früher: andere Einheit der Leistung: 1 PS = 735,5 W)

Beispiele:
meschliche Leistung (Spitze!) 
1 kW
meschliche Leistung (Durchschnitt) 
100 W
Hörsaalbeleutung
4 kW
Kernkraftwerk
ca. 1200 MW
 

Wegunabhängige Arbeit

Es gibt Kraftfelder, für die gilt, daß die Arbeit W für beliebige Wege zwischen zwei Punkten im Raum
gleich groß ist, also:

In diesem Fall ist das Wegintegral längs eines geschlossenen Weges 0:

Kräfte, für die das Integral W wegunabhängig sind, heißen "konservativ"
(trifft nur zu für zeitunabhängige Kräfte)

Die Arbeit W hängt nur vom Anfangs- und Endpunkt ab!
 

Potentielle Energie

In einem konservativen Kraftfeld hängt die Arbeit, einen Körper von einem Punkt xo zum Punkt x zu bringen nur von der Lage von x ab:

Epot(x) wird mit "potentieller Energie" bezeichnet (Energie der Lage).

Der Körper kann diese Energie in Arbeit verwandeln
Nullpunkt der potentiellen Energie:
- im Ursprung des Koordinatensystems
oder
- im Unendlichen

Vorzeichenkonvention:
Arbeit bei Bewegung gegen eine Kraft ist negativ (dem Körper muß Energie zugeführt werden)

Potentielle Energie: 3 Beispiele 
a)  Hubarbeit
  Körper gegen Schwerkraft anheben 
 
 
 
b) Elastische Arbeit
 
Fx = D x  
 
W = ½ D x  Elastische (Feder-) Energie
 
c) Energie in einem Zentralkraftfeld
  Annahme: anziehendes Kraftfeld  (siehe später Gravitationsfeld) 

mit 

 

Kinetische Energie

Die kinetische Energie ist die Energie der Bewegung, die in dem Körper steckt, der sich mit der Geschwindigkeit v bewegt:

Ausgehend von:
F = m dv/dt und v = ds/dt
Gilt: dW = F ds = m · dv/dt v dt = mv·dv

Integration: 

(kinetische Energie)
 
 

Energiesatz der Mechanik

Die Summe aller mechanischen Energien in einem abgeschlossenen System ist konstant:

    Epot + Ekin + Eelast. = E gesamt = const

Gilt für konservative Kräfte!

Der Energieerhaltungssatz soll an vier Beispielen erläutert werden:
a) Elastischer Gummiball 

Ein Gummiball (Masse m) fällt von der Höhe h auf den Boden, wird dort reflektiert und erreicht wieder die Höhe h
Epot + Ekin + Eelast. = const 
 
 
Zu Beginn (1)  Epot = mgh = E gesamt Ekin = 0, Eelast. = 0
Kurz vor dem Aufprall am Boden (2) Ekin = mv2/2 = E gesamt  Epot = 0, Eelast. = 0 
Nach dem Aufprall wird der Ball 
elastisch verformt (Federkraft D, Verformung: x) (3)
E elast = ½ Dx2 = E gesamt  Epot = 0, Ekin = 0 
Nach der Entspannung fliegt der Ball nach oben (4) Ekin = mv2/2 = E gesamt Epot = 0, Eelast. = 0 
Nach der Rückkehr zur Höhe h: Epot = mgh = E gesamt Ekin = 0, Eelast. = 0
Bei diesem Vorgang werden (periodisch) potentielle Energie in kinetische Energie und elastische Energie umgewandelt. Die Gesamtenergie bleibt konstant. 

Wir können berechnen: 
Aufprallgeschwindigkeit aus: 
mgh = mv2/2   
(unabhängig von der Masse! Warum?) 
Verformung x aus: 
   
 

b) Federpendel  

Eine Masse m wird an eine Feder (Federkonstante D) gehängt und ausgelenkt. Das System Feder-Masse schwingt. 

 
Periodisch wird elastische Energie in kinetische Energie umgewandelt. Die Gesamtenergie bleibt konstant. 
Aus einer Energiebilanz läßt sich die Bewegungsgleichung x(t) der schwingenden Masse berechnen: 
 

Die Gleichung wird nach der Zeit t abgeleitet (Übung!), wobei dEges/dt = 0 ! 
Ergebnis:  
(Dieses Ergebnis erhält man auch, wenn man nur die Kräfte in einer Bilanzgleichung betrachtet) 
Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet: 
 
 
 
 
  
 
Durch Anfangsbedingungen 
z.B.: x(t = 0) = A = x0 
 
 
 

 
 

c) Fadenpendel 

An einem Faden der Länge l hängt eine Masse m. Die Masse wird aus der Ruhelage ausgelenkt. Danach schwingt das Pendel periodisch um die Ruhelage. 

Aus einer Energiebilanz läßt sich die Bewegungsgleichung berechnen: 
 
 
  
 
=>   

Unter der Annahme kleiner Auslenkwinkel:  (Näherung) 
erhalten wir 
 
 
siehe Abschnitt b) 
 
oder der Schwingungsdauer des Fadenpendels 
(unabhängig von m Möglichkeit zur Messung von g!) 

Nebenbemerkung: 
Mit wachsender Amplitude A steigt T an! 
Näherung nicht mehr richtig! 
 

d) Raketenschuß 

Eine Masse m (Rakete) soll aus dem Einzugsbereich der Erse (Masse mE, Radius rE) hinausgeschossen wreden. Wie groß ist die "Fluchtgeschwindigkeit"? 

Sehr vereinfachte Annahmen: 
m , mE sind Massenpunkte 
g : Fallbeschleunigung ist konstant 

Weit weg von der Erde ist Gesamtenergie 0! 
 
v0: Anfangsgeschwindigkeit der Rakete 
 
mit g = 10  
rE = 6370 km 
v0 = 11,3  

 

Nebenbemerkung: 
Um einen 70 kg-Menschen in den Weltrum zu schießen brauchen wir die Energie: 
 
Bei einem Preis von 10 Pfg pro kWh sind dies Kosten von 125 DM! Wo liegt der Fehler? 
 

 

Weitere Anwendungen des Energieerhaltungssatzes

Einfache Maschinen
Beispiele: schiefe Ebene, Hebel, Flaschenzug
Mit  (= const) gilt:

Durch Vergrößerung des Weges genügt bei gleicher Arbeit eine geringere Kraft zur Durchführung der Aufgabe
 
 
 
a) Schiefe Ebene 

Masse m soll auf Höhe h angehoben werden 

 

W = mgh => F1 = mg (Weg = h) 
2 W = mgh => F2 = mg 

F2 < F1 und Weg2 > Weg1 
 
 

b) Flaschenzug 
 
  Fg = mg auf 4 Seilenstücke verteilt 
Fz = Fg 

Um m die Strecke s1 zu heben, müssen 4 Seilstücke um s1 verkürzt werden 
sz = 4 s1 und Fg s1 = Fz sz