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2.2.6 Brown’sche Bewegung
Mittlere freie Weglänge

Der Botaniker Robert Brown beobachtet 1827 in flüssigen Lösungen, dass mikroskopisch kleine Teilchen scheinbar ziellose statistische Bewegungen ausführen. Diese Bewegungen haben ihre Ursache in elastischen Stößen der Teilchen mit Flüssigkeitsmolekülen. Im Folgenden wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, wie lange die Teilchen eine geradlinige Bewegung ausführen, bevor sie erneut stoßen.

Der Abstand a der Teilchen zum nächsten Nachbarn lässt sich aus der Teilchenzahldichte abschätzen, wobei N die Zahl der Teilchen in einem Volumen V ist. Unter der Annahme, dass alle Teilchen gleich groß sind, erhält man für den Abstand der Teilchen .

Damit kann der Abstand der Luftmoleküle zum nächsten Nachbarn abgeschätzt werden:
V=1,0 cm³ Luft hat bei p=1000 hPa und T=273 K Teilchen. Damit ergibt sich ein mittlerer Abstand der Teilchen von a=3,3 nm.

Zur Herleitung der mittleren freien Weglänge.


Verlust durch Streuung und mittlere freie Weglänge

Um nun zur mittleren freien Weglänge zu gelangen, nehmen wir an, dass ein Teilchenstrom entlang der x-Richtung durch ein Streuvolumen A dx fliegt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird der Teilchenstrom an den anderen Teilchen im Gas gestreut?

An dieser Stelle verlassen wir das Modell des idealen Gases, bei dem wir angenommen haben, dass die Teilchen ein vernachlässigbar kleines Volumen haben. Zusätzlich nehmen wir vereinfachend an, dass die Teilchen im Streuvolumen A dx ruhen. Wir gehen davon aus, dass jeder Stoßpartner einen Stoßquerschnitt darstellt. Innerhalb von werden die einfallenden Teilchen ne gestreut.

Auf der Länge dx stoßen insgesamt Teilchen. Dadurch nimmt die Zahl der Teilchen in x-Richtung beim Durchgang durch das Streuvolumen ab. Für den Verlust durch Streuung ergibt sich:

Nach Integration und Delogarithmieren sieht man, dass die Zahl der Teilchen exponentiell abnimmt:

Man definiert für den Weg, den ein Teilchen im Mittel zurücklegt, bis es erneut auf einen Stoßpartner trifft, die mittlere Weglänge d als die Entfernung, nach der der Teilchenstrom auf abgefallen ist:


mittlere freie Weglänge

Beispiel

Bei T=273 K und p=1000 hPa errechnet man für die mittlere Weglänge von Stickstoffmolekülen bei einem Stoßquerschnitt von :

Vergleiche d=83 nm mit dem vorher berechneten mittleren Abstand a=3,3 nm!